Sonnenblume
DIE STILLE LUISE
Am Nachmittag gab es den leckeren Kuchen.
Und was Luise dann durfte: Alkohol trinken. Sie liebte es, ein Fläschchen Bier oder eins, zwei Gläser Wein zu trinken. Dann wurde sie sogar gesprächig und mischte sich in Gespräche ein. Und vor allem vergaß sie in Gesellschaft ihr tägliches Allerlei und lachte unbeschwert und war fröhlich. Auch wenn sie immer ruhig wirkte – sobald Gesellschaft da war blühte sie auf.
Stand ein Geburtstag oder ein anderes Fest ins Haus, wurde aus der zurückhaltenden Luise eine Entertainerin. Sie stand auf, hielt einen Zettel in der Hand und mit der großen Brille, die wieder einmal auf die Nasenspitze rutschte, trug sie ein amüsantes Gedicht vor. Sie dichtete. kleine fröhliche Gedichte, um das Geburtstagskind zu ehren oder kleine Begebenheiten in gereimte Worte zu packen. In diesen Momenten hielten alle inne, die Gespräche wurden abgebrochen – Stille kehrte ein. Dann erhielt Luise eine Bühne, Applaus, zustimmendes Gelächter und Anerkennung. Die stille Luise.